Konzertberichte (englische Musikzeitschriften)

New Musical Express
21. April 1975

20. Apr 1975 - London Roundhouse (Vorgruppe von Dr. Feelgood)

DR. FEELGOODS erster grosser Auftritt als Headliner kam verhältnismässig schnell; DJ Jerry Floyd betonte, dass die Band gerade erst letztes Jahr bei ihrem Auftritt im Roundhouse ganz unten auf der Liste stand. Also muss es für sie erfreulich gewesen sein, daß das Konzert vom Sonntag ausverkauft war.

Bedenkt man, dass die meissten Leute gekommen waren, um Dr. Feelgood zu sehen, so war es sehr zum Lob von Fumble, dass sie sehr viel echten Enthusiasmus aufgebracht haben, mit einer Mischung aus Songs aus den Fünfzigern - "Poetry In Motion", "Book Of Love" etc. - und ihrem eigenen Material, wie etwa "So Long Marilyn", ein Tribut an Marylin Monroe (geschrieben, lange bevor es in Mode kam).
Vor ein paar Jahren litten Fumble unter der Unwürde, von allen gleichzeitig gemocht zu werden, was bedeutete, dass es die erniederigende Tendenz gab, sie für selbstverständlich hinzunehmen. Sie sind jedoch eine der professionellsten Bands, mit mehr On-Stage Persönlichkeit als viele andere, und einem weit sinnlicheren sound, jetzt, da der neue Leadgitarrist voll eingearbeitet wurde.
Aber jetzt mache ich Pause, frage mich wie ich den lächerlichen Effekt übermitteln soll, Wilko Johnson das erste Mal ausgesetzt zu sein (etwas ähnlich wie Gammastrahlen oder so eine Art Nervengas) und dessen voll gewahr zu sein, dass jeder, der einen Stift schwingen kann, diesen brillianten, wenn auch leicht unförmigen Kopf bereits kriecherisch mit Superlativen überschüttet hat.
Es muss grosartig für die erste Person gewesen sein, die über Dr. Feelgood schreiben durfte, jedes Adjektiv noch zur Verfügung. Nun muss man wirklich neues Vokabular erfinden...
Zum einen war der Grad der Begeisterung des Publikums ungewöhnlich. Es erinnerte mich mehr als alles andere daran, wie die Leute vor zehn Jahren auf die Stones reagiert hatten, ein Gefühl, wie am Beginn von etwas ganz grossem.
Wilko Johnson brauchte nur mit der Wimper zu zucken um die Menge zur Hysterie zu bringen. Allerdings hat er mehr als das getan, machte sich auf zu wilden Ausflügen über die Bühne, mit der Anmut irendwelcher Jahrmarkt-Attraktionen, plötzliche abrupte Drehungen bei einheitlicher Geschwindigkeit (Keine Zeit für Beschleunigungen verschwendet).
Sänger Lee Brilleux ist nicht weniger en Star. Wilko mag ziemlich schräg sein, aber er ist einfach böse, mit einer kraftvollen Stimme, hervorragend passend zu dem wahnsinnigen Gestottere der Telecaster und der ebenso schmutzigen Rhytmus-Sektion.
Er schwitzt übermässig und tupft sich ständig sein Gesicht mit einem Handtuch ab, spielt eine excellente Slide-Gitarre zu einigen Nummern, Mundharmonika zu anderen, hockt sich hin und macht ungezogenere Dinge mit dem Mikrofon als irgendjemand anderes. Es schien, als wäre es ein Standard-Set, was das Material anbetraf, obwohl das gesamte Selbstvertrauen der Band sich in letzter Zeit sehr verbessert hat.

Sie begannen mit "Talking `Bout You" und machten weiter mit anderen Rock Standards wie "My Baby, Your Baby" und etwas von ihrem eigenen Material, einschliesslich "Roxette" und der neuen Single "She Does It Right", welche gut genug war, die einzige denkbare Kritik abzuschmettern, die es bezüglich der Band hätte geben können - dass ihr Neuheitswert grösser sein könnte, als ihre Beständigkeit.
Eine brilliante Version von "Route 66" beendete das Set, aber es gab Zugaben. W.J. kam zurück auf die Bühne, wirklich überrascht und erfreut von der Reaktion und ruinierte komplett sein Ex-Häftlings Image indem er dem Publikum Küsse zuwarf. Dann sang er "I'm A Man" während Brilleaux kräftig in seine Mundharmonika blies. Johnson's Stimme klingt so wie er aussieht (seht ihr, meine Kräfte, sie zu beschreiben sind erschöpft) und es war wirklich gut, ausser der Unruhe, unter der er litt, als er für ein paar Minuten mal auf einem Fleck stehen musste. "Boney Moroney" und "Tequila" folgten, und das war's. Obwohl Feelgood's Sachen alle ziemlich ähnlich sind, wiederholen sie sich nicht, aber funktionieren auf hinterlistige Art und steigern sich bis zu einem deutlichen Gipfel der Begeisterung.
Ich habe den Bassisten Sparko und den Drummer The Figure nicht erwähnt, hauptsächlich weil ich sie nicht sehen konnte, aber ihr gemeinsamer Sound war fabelhaft. Grossartige Bassläufe und schnelles, solides Schlagzeug. Vielleicht ist es unvermeidbar, dass Brilleaux und Johnson mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Aber das Gute an Dr. Feelgood ist, dass sie so sehr eine Band sind.
-LINDSEY BOYD-
NEW MUSICAL EXPRESS
21. April 1975